Wie hat es angefangen ?  Es war  1961

Damals war es „IN“ vor allem bei uns Burschen – per Autostop zu reisen.

Bis in die Saharra habe ich es damit gebracht. (Siehe Saharra)

Aber vorerst wollte ich (Vorbild Freddy Quinn) Hamburg sehen.

Wollte dort singen und einfach ein paar Monate leben.

Gitarre gepackt, meine Eltern vor die Tatsache gestellt, ich komme im Herbst wieder und auf die damalige Autobahnauffahrt (Westautobahn) Purkersdorf gestellt.

Das Abenteuer beginnt.………

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Ich möchte noch erwähnen, ich war damals 16 Jahre, meine gesamten Ersparnisse die ich mit hatte waren 220 Schilling .Naja, ich wollte ja in Hamburg Geld verdienen.

Erster TAG

Ich fuhr mit der Stadtbahn nach Hütteldorf. Dort gings einmal zu Fuß zur Bundesstrasse. Ja! Autobahn war hier noch keine. Fast 30 Minuten Strassenhatscher. Dann rechts ran und die Hand gehoben.Nichts! Auto fährt vorbei. Das ging so 10 Minuten und plumps! Ein Klein LKW blieb stehen. Dieser nahm mich gleich eine ganz schöne Strecke mit. nähmlich bis St Pölten.Genau gesagt bis Pottenbrunn auf der Bundesstrasse 1  vor St Pölten. Jetzt müsste ich zur Autobahn kommen.In der Stadt Auto Stoppen? Selbst damals fast unmöglich. Also zu Fuß die 7KM zur Autobahn. Ich kann mich erinnern.  1/2 Stunden habe ich gebraucht. Gott sei dank gab es damals noch keine Zäune um die Autobahn. es fuhren ja auch nur alle paaar Minuten ein Auto. Ich schleppte mich auf die Schnellstraße und hob die Hand.

Prompt stoppte ein Opel Record 1500. Damals ein Traumauto. Ein anscheinender  Vertreter fragte mich „wohin. “ „Richtung Salzburg bitte“ „Ich fahre bis Wels. Super. Also auf nach Wels. Um 19.00 kamen wir in Wels an. Der nette Herr setzte mich fast genau vor dem Welser Tiergarten ab. Genau gesagt am Parkplatz. Daneben fließt der Mühlbach. Da es wirklich schon düster wurde,kletterte ich ans Ufer. der Bach führte damals sehr wenig Wasser. Neben einer Weide breitete ich meinen-damals Regenponschu aus und legte mich darauf.Es war angenehm ruhig. Erst in der früh weckte mich ein Milchwagen. 

Zweiter Tag

Ich musste jetzt irgendwie über die Traun in Richtung Autobahn.An der damals noch kleinen Welser Messe vorbei über die Brücke, stellte ich mich auf die Ascherstrasse- Aigenstrasse. Jedoch da kam fast kein Auto. Also „hatschte“ ich die 3KM bis zur Bundesstraße 138.

5 Stunden benötigte ich, dann war ich auf der A1 Salzburg.

Dritter Tag

Der wurde kompliziert. Zuerst einmal in München …durch München. Ich wollte zuerst einmal nach ULM: Naja für uns Junge war Ulm ein absolutes MUSS. Denn dort gab es das sogenannte Versandhaus ULM.

Hier gabs alles für Pfadfinder und Jugendgruppen. Ich wollte mir dort ein Fahrtenmesser kaufen. Ja, jeder Bursch in meinem Alter musste ein Fahrtenmesser (zum schnitzen usw.) besitzen .Um 16.00 kam ich in Ulm an und konnte gerade noch ein tolles Messer erstehen. So. Jetzt waren es nur mehr 175 Schilling in der Tasche. In Ulm gibt es übrigens einen „Alten Friedhof“ Der wurde mir von Freunden zum Schlafen empfohlen. Er war in der Nacht geschlossen und sehr wenig besucht. Zwischen 2 Gräbern gab es eine Art Geräteschupfen. Dieser war offen und da lagen ich glaube es waren Kisten mit Holzwolle. Diese breitete ich mir aus, nahm meinen Schlafsack und schlief herrlich. (Würde ich heute nicht mehr machen) 

Vierter Tag

Mit insgesamt 6 Autos kam ich bis nach MANNHEIM

Übrigens : Wenn Ihr Euch fragt, wieso kann er nach  über 60 Jahren noch alles genau wissen.  Ein jeder Junge damals in meiner Jugendgruppe führte ein  FAHRTENBUCH. (Das ist nichts anderes als ein Tagebuch.) Hier wurde alles ganz genau eingetragen, Eintrittskarten oder Belege eingeklebt…. deshalb.

Fünfter Tag

Der war ein Besonderer. Vorweg einmal. Geschlafen habe ich in der Deutschen Jugendherberge Mannheim. Hier übrigens die Koordinaten, wenn Du mal hinfahren möchtest Direkt am Rhein an der Rheinpromenade.

49°28’37.0″N 8°27’49.8″E    49.476944, 8.463837

Damals war diese Herberge eher klein und bescheiden. Heute ist sie die schönste in Baden- Baden. Von der Herberge gab es damals einige Straßen, die zur Autobahn führten. Ich ging natürlich einmal zur falschen Auffahrt. In der Stunde 2-3 Autos. Das gibt es doch nicht !!! So wenig Autos und das in Deutschland, auch wenn es erst 1961 war. Nach 3 Stündigen umsonst warten und winken, stand plötzlich die  POLIZEI  vor mir. Damals ein grüner BMW 2600. Der Beamte sehr freundlich, „Hier dürfen Sie nicht trampen“ Das ist schon Autobahn. Also nahm ich mein Hab und Gut und wanderte zurück Richtung Stadt. Die Polizei fuhr weiter. Was soll ich machen? Ich muss auf die Autobahn, also wieder zurück zur Auffahrt. Wieder fast 2 Stunden umsonst gewunken…..PLATSCH! Schon wieder stand das Polizeiauto vor mir. Der Beamte stieg wieder aus und verlangte , dass ich einsteige. Sie fuhren mit mir zum Posten. Dort wurden meine Daten aufgenommen, ich bekam Kaffee und Kuchen. Freundlich gab mir der Beamte meinen Reisepass zurück , winkte ich soll mitkommen. Wieder in das Polizeiauto. Dieses Mal fuhr es aber zu einer ganz anderen Auffahrt. „Probieren Sie es hier einmal“ .. 30 Minuten später war ich in einem Klein LKW unterwegs. UFF!!!! Mein nächster Stop war GIESSEN. Diese kleine Stadt liegt ca 77 km nördlich von Frankfurt. Ich hatte das Glück und bekam einen Wagen, der um Frankfurt herumfuhr. Denn am Frankfurter Kreuz, das damals schon unheimlich war, zu stoppen ist fast unmöglich. Ich muss sagen Gießen ist eine sehr schöne Stadt.

 
Bild von https://www.giessener-anzeiger.de

Geschlafen habe genau auf diesem Platz auf einer Bank. Zwar nicht ruhig, aber immerhin ein paar Stunden waren es schon.

Sechster Tag

Ich wollte dann  Nordöstlich Richtung Kassel. Ich schaffte diese 130 KM in fast nur 2 Stunden. Also weiter. Von Kassel bekam ich einen Sportwagen (Type kann ich mich nicht mehr erinnern) bis Fuldatal. Dort stand ich im Zentrum bei einer Sparkasse. Apropos Geld. Ich musste mit Schrecken feststellen, dass ich nur mehr wenige Mark in der Tasche hatte. Ein Pfarrer mit einem VW Käfer nahm mich dann bis Mielenhausen mit. Das sind etwa 30KM. Ich wollte aber noch weiter, da es erst Nachmittag war und stoppte bei einer Tankstelle einen tollen weißen Mercedes. Glück muss der Mensch haben – Endziel- dieses Tages Oldenburg. Ich suchte die Jugendherberge auf, ich war hundemüde und wollte wieder in einem Bett schlafen. Diese befand sich in der Hunterstrasse 6. Neben einem Wasser. Eine sehr kleine aber saubere Herberge. Mit 4 Bettzimmer. Als ich ankam war ein riesen Andrang. Lauter Mädchen so in meinem Alter, checkten sich ein. (Damals hieß es allerdings – meldeten sich an) Als ich drankam verging fast eine halbe Stunde. Allerdings war ich in meinem Burschen- Schlafraum der Einzige. Es waren an diesem Abend nur Mädchen da .Im Aufenthaltsraum plapperte  und tratschte es nur so. Ich nahm kurzerhand meine Gitarre in die Hand, ging in den Aufenthaltsraum und war in kürzester Zeit um ringt. Jetzt lies ich all meine schauspielerischen Fähigkeiten spielen. Ich erzählte- ich bin auf einer Weltreise, allerdings wurde mir mein Geld in Frankfurt gestohlen und jetzt muss ich schauen, wie ich Arbeit bekomme. Eine Stunde habe ich mit den Mädchen gesungen und geblödelt und hatte schließlich fas 200 DM in der Tasche. Ja, .Die haben tatsächlich für mich gesammelt. Also auf nach Hamburg. Morgens bekam ich beim Frühstück noch Brote und Obst mit. 

Bild: altoldenburg.de

Siebenter Tag

Rund 250KM sind es bis Hamburg.

PUNKT 16.00 stand ich vor dem alten ELBTUNNEL in Landungsbrücken. Die Jugendherberge war und ist immer noch, nicht weit davon entfernt. Ein Platzerl bekam ich bald. Die Gitarre ließ ich auf meinem Bett  liegen. Ich wollte einmal alles begutachten und schauen, wo kann ich arbeiten Auf zur Reeperbahn. Nun ! Ich möchte gleich vorwegnehmen, die Reeperbahn, war damals nicht die Reeperbahn, die sie heute ist, oder vor 20 Jahren war .Selbstverständlich gab es auch schon damals Plätze der Erotik. Besonders die Herbertstraße gab es schon damals. Aber die meisten Lokale, waren echte Seemanns kneipen.

Ich klapperte ein paar so typische Kneipen ab, immer unter Bedacht, nicht Zuviel auszugeben, mein Budget war ja sehr schmal. Aber jeweils ein Bier ging sich aus. Sänger brauchte keiner.

Achter Tag

Ihr werdet es nicht glauben, aber ich ging  einfach ins Rathaus, suchte mir einen Beamten und nach 2 Weiterreichungen, bekam ich eine Adresse, wo ich evtl. Arbeit bekommen könnte. Ich glaube das war in der Nähe des Jungfernsteges, es war so eine Art Arbeitsamt. Ich musste meinen Pass vorzeigen und hatte innerhalb von 25 Minuten einen Job. Ich war Kohlenhändler geworden. Vielleicht besser gesagt Kohlenausträger. In der Egerstedtstrasse, eine halbe Stunde Fußweg von der Jugendherberge weg war ein Kohlenhändler der dringend Auslieferer brauchte .Ich besuchte das Office und wurde mit offenen Armen empfangen.“ Morgen um 6.00 hier gestellt!“  OK! Da die Jugendherberge sowieso um 22.00 geschlossen wurde, war ein zeitig schlafen gehen kein Problem.

Neunter Tag bis Elfter Tag

6.00 Arbeitsbeginn. Mit 2 Kollegen den Lastwagen beladen mit 30 Kohlensäcken. Dann hinten rauf auf den Wagen und ab gings quer durch Hamburg. Oft mussten wir die Säcke 4 Stockwerke hoch tragen. Oft nur in ein Geschäft. Damals heizte man ja vorrangig mit Kohlen. Um 14.00 war „Dienstschluss „. Das Geld bekamen wir täglich ausbezahlt. Ich habe auch noch den dazugehörigen Lohnzettel, den ich demnächst auf diese Seite laden werde.

Jetzt werdet Ihr fragen, was hast Du den Rest des Tages gemacht. Also, einmal Duschen (Ich hatte nur 2 (Gott sei Dank) schwarze Hemden mit. Hier sah man den Schmutz überhaupt nicht. Am Abend wieder Kneipe für Kneipe durchwandern und um einen Job fragen. Und  s e h r   g u t   schlafen.

Zwölfter Tag

Unsere heutigen Lieferadressen waren 3 Lokale auf der Reeperbahn und dann noch einige Private um den Bahnhof Altona. 2 Lokale waren sehr leicht zu beliefern, nämlich ebenerdig. Das dritte die schwarze Katze. Ein typisches Seemannslokal im Keller. Erstens war es dort finster, da es ja noch nicht offen hatte. Zweitens die Türe und Stiegen hinunter so eng, dass wir uns wirklich abmühen mussten. Meine 2 Kollegen, beide aus Berlin schimpften was es nur geht. Aber dafür lud uns der Wirt auf ein Bier ein. Und da dies die letzte Lieferung war, nahmen wir gerne an. Der Wirt ,Namens JO war begeistert, dass ich von Wien nach Hamburg arbeiten komme. Als ich ihm erzählte eigentlich wollte ich ja in Lokale singen, war es besiegelt. Ich sollte heute schon kommen. Gage gibt es keine, aber seine Tischdamen teilen zum Schluss ehrlich und da bin ich gerne mit dabei. Er wollte gar nicht wissen, welche Lieder ich singe, ich soll einfach kommen. Überhaupt war er sehr unkompliziert.

Der erste Abend in der ROTEN KATZE

Mit Gitarre bewaffnet wanderte ich die 20 Minuten zum Lokal. Einige Gäste lungerten schon herum. Aber eher Stammgäste und keine Matrosen. JO stellte mich seinen „Mitzen“ wie er sie nannte vor.

Alles sehr nette und adrette Mädchen, mindest doppelt  so alt wie ich .Ich hörte nur ein positives Begrüßen und vor allem ein Lächeln. Ich weiß nicht warum, ich fühlte mich gleich so wohl, obwohl es sicher ein Abenteuer wird. Ich beschreibe Euch diesen ersten Abend aber näher. Alle Anderen verliefen fast gleich ab. Ich saß auf einen kleinen Stuhl, gleich neben der Bar und klimperte mit der Gitarre so vor mich hin. Dann begann ich zu singen. Anfangs hatte ich das Gefühl, kein Mensch hört mir zu. Aber im Laufe des Abends  winkten mich immer mehr Matrosen und auch Kapitäne und Offiziere  zum Tisch und ich sang :   WIENER LIEDER. Die kamen hier in Hamburg so gut an, dass ich mit 10 bis 20 Liedern den ganzen Abend bestreiten konnte. Manchmal war ein Wunschlied dabei. Ja ! Noch was wichtiges: Der Barkeeper ich glaube er hieß Gerd, schenkte mir statt Schnaps, den ich ständig spendiert bekam, Wasser ein .Den DM Betrag dafür teilten wir uns. Auch direkt Trinkgeld gab es ganz schön. Die Damen, die „nur“ Schäkerten und flirten, mehr gabs nicht, kassierten an diesem Abend auch ganz schön. Um 4 Uhr früh warf Jo den letzten Gast raus und sperrte zu. Zwei Tische wurden aneinander gestellt und das gesamte Trinkgeld auch meines wurde auf einen Haufen geschüttet und durch 8 geteilt. Wenn einmal etwas übrig blieb, sagten die Mietzen gleich, das geben wir dem Othmar, der brauchts. Ich ging mit stolzen 167 DM, das waren damals  1.170 Schilling aus dem Lokal.

Meine erste Nacht im Boot

Ja. Was ich nicht bedachte. Wie komme ich in die Jugendherberge ? 22.00 wird alles geschlossen. ich umrundete das Haus, aber kein Fenster war offen. In Knapp 1 1/2 Stunden muss ich beim Kohlen schleppen sein. Also runter zu Landungsbrücken. Da waren noch 3-4 Reihig die Boote aneinandergebunden. Im Nu war ich im zweiten Bott und schlief kurz ein.

Eigentlich hatte ich Glück, dass knapp vor sechs eine Schiff laut hupte. Naja 20 Minuten kam ich zu spät. Meine Kollegen hatten den LKW schon beladen und maulten. Ich versprach ihnen jeder ein Bier. (Konnte es mir ja jetzt leisten.)

Foto: www.flickr.com

Dreizehnter Tag

I

Ich habe vergessen zu erwähnen: Ich machte mir mit Jo aus, erst um 22.00 zu kommen. Ich brauche doch auch Schlaf.  3 Tage hielt ich es aus. Tagsüber Kohlen schleppen ,in der Nacht zu singen .Dann kündigte ich bei der Kohlenfirma  Schwartau und war erleichtert. Außerdem musste ich nicht jeden Tag mein Hemd waschen.

Fast ein Monat lange arbeitete ich auf der Reeperbahn als Sänger der von Tisch zu Tisch gegangen ist. Ich konnte interessante Menschen kennenlernen. Auf alle Fälle hatte ich (Wieder Zu Hause über 3ooo,- DM in der Tasche !!